Von Fiesch nach Mühlebach
Marschzeit 2h30min
Strecke 7.7 km auf 386 m ab 214 m
Karte/n 1:50'000 264T
Anforderung:
Fiesch ist wohl der bekannteste Touristenort im obersten Rhônetal, dem Goms. Der Ausgangsort für zahlreiche Wanderungen ins Aletschgebiet liegt an der Mündung der wilden Wysswasser vom Fieschergletscher in die junge Rotten.
Von der Bahnstation spaziere ich gemütlich zwischen der Trasse und der Wysswasser ungefähr Richtung Norden. Dabei treffe ich auf äusserst unterschiedliche Baustile. Nicht alles, was in den letzten Jahrzehnten hier erstellt wurde, trifft meinen Geschmack. Aber der ist auch nicht gefragt - gottseidank!
Bei der Talstation der Chüebode-Seilbahn verlasse ich die Strasse und folge dem Weg zur Lischmatte. Hier beschreibt die Bahnlinie eine 180°-Kurve und kehrt zur Rotten zurück. Ich ziehe jedoch weiter am Campingplatz vorbei in die Stägmatta.
Nach etwa 500 Metern verlasse ich den an dieser Stelle gezähmten Bach und steige über den Weiler Wichel hinauf zum Wald, der fast die gesamte Gibelegga bekleidet. Die Krete erreiche ich beim Punkt 1257, wo auch die Strasse nach Bellwald eine Spitzkehre vollführt.
Sanft aufwärts verläuft der Weg nun Richtung Kapelle St. Anna, aber ich zweige vorher ab, um auf der Ostseite der Hügelzunge nach Fürgangen hinunter zu steigen. Hier treffe ich wieder auf die Bahnlinie, die ich bei der Station überquere.
Nach wenigen Metern steht sie vor mir - die Hängebrücke, die in gerader Linie die wilde Rotten überspannt. Sie gewährt einen ganz besonderen Blick auf den rauschenden Fluss. Ich meine sogar, die Steine im Wasser rollen zu sehen. Wenn ich lange genug ins Bachbett schaue, meine ich plötzlich, mit der Brücke zu fahren. Dieser seltsame Eindruck macht sogar das weiter laufen auf dem grazilen Steg schwierig, aber er verschwindet glücklicherweise nach wenigen Metern - der Eindruck!
Auf der Gegenseite schmiegt sich das Dorf Mühlebach an den Hang. Der Bach, der offenbar ein mal die Mühle getrieben hat, unterquert die Strasse auf der Westseite, und dort finde ich auch die Bushaltestelle.
Zu Ernen lebte ein alter Mann, der auf der Hochfure ob der Egga ein kleines, abgelegenes Gut besass. Darauf standen ein Stall und ein von der Sonne gegerbtes Häuschen. Jeden Herbst brachte er, bevor es einwinterte, seine drei Kühe dorthin. Das war jedoch sehr mühselig, denn er musste täglich hinauf steigen, um das Vieh zu versorgen, auch wenn er noch so müde und matt oben anlangte.
Eines Tages setzte er sich nach dem Aufstieg erschöpft auf den vereisten Brunnentrog und seufzte: „Ach hätte ich doch jemanden, der mir wenigstens den Ofen einheizte, dass ich mich daran wärmen könnte.“ Dann trat er ein und staunte sehr. Im Ofen knisterte ein mächtiges Scheit und unter den schweren Ladsteinen lag wohlgepresst der frisch zubereitete Käse.
In der Stube meinte er, den hilfreichen Gast anzutreffen, da war jedoch niemand. Und es kam ihm auch keiner in den Sinn, welcher ihm einen solch grossen Gefallen hätte tun können. Die Hütte war leer, obwohl alles sauber aufgeräumt war, und auf dem Butterstock lag aufgeschlagen ein Kloss frischer Butter. Auch im Stall waren alle anfallenden Arbeiten erledigt.
Dies wiederholte sich nun jeden Tag, und die Neugier des Alten wuchs immer mehr: Wer war ausser ihm und den Tieren sonst noch in der Hütte und nahm ihm die schwere Arbeit ab? Er legte sich auf die Lauer hinter Vorhängen, unterm Bett und schaute durch Wandritzen. Alles erfolglos.
Eines Nachts hörte er, wie jemand die Butterliere handhabte und schlich auf leisen Sohlen zur Stubentür. Durch einen Spalt entdeckte er ein winziges Männlein mit Gänsefüssen. Augenblicklich fühle er grosse Dankbarkeit, und er überlegte, was er dem kleinen Wicht zuliebe tun könnte.
Er liess für das Zwerglein im Dorf ein Röcklein schneidern und legte es am Abend auf den Stubentisch. Am folgenden Morgen verschlief er sich aber, und als er endlich aufwachte, war das Kleidchen verschwunden, und das hilfreiche Männlein tauchte nie mehr auf.