Vom Trübsee (Engelberg) nach Melchsee-Frutt
Marschzeit 3h30min
Strecke 12.5 km auf 297 m ab 379 m
Karte/n 1:50'000 255T
Anforderung:
Ein sogenanntes Schlüsselerlebnis hindert mich bis heute daran, einen anstrengenden Bergpfad hoch zu stapfen, während dessen andere mit der Sessel- oder Gondelbahn genau denselben Weg bequem am Seil zurück legen - und mir die letzten Reste Motivation durch unüberlegtes „Uuuhuuuu“ zu zerstören. Aus diesem Grund widerstrebt es mir auch, die Vierseen-Wanderung vom Trüebsee ob Engelberg zur Melchsee-Frutt ausnahmslos per pedes zu absolvieren. Ich habe demnach den Aufstieg zum Jochpass auf das Bähnchen verlegt.
Von Engelberg fahre ich also mit der Seilbahn empor zum Trüebsee, den ich überhaupt nicht trüb angetroffen habe. Er muss folglich auch schlechtere Tage haben. Nach einer gemütlichen Viertelstunde besteige ich auf der gegenüberliegenden Seeseite wieder eine Gondelbahn und fahre damit zum Jochpass. So, und nun beginnt die Wanderung zu den verbleibenden drei Seen.
In fantastischer Kulisse, die Titliskette bis zum Balmeregghorn auf der einen Seite und die Gruppe mit dem Rotsandnollen und der Hohmad auf der anderen ziehe ich gemütlich hinab an den Engstlensee, den ich schon bald weit unten entdecke. Dahinter stehen die verstreuten Häuser des Weilers mit einem gepflegten Gasthaus in ihrer Mitte. Wäre wohl grad etwa Zeit zum Mittagessen für die, welche auf dem Jochpass nicht eingekehrt sind.
Der Weg überquert nun ein kleines Sumpfgebiet und steigt dann hinan zur Spycherflue. Jenseits der Felswand öffnet sich mir eine völlig neue Welt. Zwischen den vielen Bachläufen verlieren sich ein Dutzend Hütten, eine Kapelle und natürlich ein unverzichtbares Gasthaus. An den Tannensee gelange ich auf dem Strässchen, das ich jedoch bald wieder verlasse, um dem südlichen Ufer zu folgen. Etwas unterhalb des Staudammes treffe ich es wieder und halte ihm die Treue bis in den Distelboden.
Dort erwartet mich ein weiteres Gasthaus, genau genommen sind es zwei, aber die Stockhütte liegt etwa weit vom Weg. Die Pause bietet den Füssen eine wohltuende Erholung, denn der schmale Pfad am linken Ufer geht auf und nieder und ist erst noch etwas länger - aber ich finde ihn schöner. In Frutt besteige ich dann die Seilbahn hinunter in die Stöckalp.
Der Trübsee ist offenbar gar nicht immer so trüb, wie sein Name glauben macht. Er liegt hoch über Engelberg auf fast 1800 Metern am Fusse des mächtigen Titlis auf einer Hochebene. Das Gebiet rundherum ist touristisch sehr gut erschlossen, was wohl hauptsächlich dem gut zugänglichen Titlis zu verdanken ist. Er garantiert (vorläufig) auch die Vermarktung des Wintersports.
Der kleine See mit 3ha Fläche und lediglich 9 Metern Tiefe hat keinen oberirdischen Abfluss. Erst etwas weiter unten fliesst das Wasser dem nahen Trüebenbach zu, welcher seinerseits der Engelberger Aa entgegen sprudelt. Er ist wie erwähnt Teil des attraktiven Wander- und Wintersport-Gebietes, das sich auch für Schneeschuh-Wanderungen bestens eignet. Die Route über den Jochpass wurde schon in früheren Jahrhunderten als Übergang für die Säumerei von Luzern ins italienische Domodossola benutzt. Der Abschnitt zählt zur alten Sbrinz-Route.
Der Ensgtlensee ist ein natürlicher See mit etwa 10 Mio Kubikmeter Inhalt. Er liegt zuhinterst im Gental, mit 1850müM etwas höher als der Trübsee und ist über den Jochpass zu Fuss oder per Seilbahn leicht zu erreichen. Als fischreiches Gewässer ist er ein beliebtes Ausflugsziel für Sportfischer - wenn man denn diese Tätigkeit als Sport bezeichnen will. Anderseits dient sein Wasser auch der Erzeugung von elektrischer Energie. Es wird ein paar hundert Meter nach dem Ausfluss gefasst und ins Gadmertal den Elektrizitätswerken Fuhren, Hopflauenen und Innertkirchen zugeführt.
Der Tannensee ist ein Stausee, dessen Wasser durch einen Staudamm zurück gehalten wird. Im Gegensatz zu Staumauern aus Beton bestehen Dämme in der Regel aus natürlichem Schüttmaterial mit einer Lehmdichtung. Seit 1859 fasst er die von Norden herab fliessenden Bäche auf einer Hochebene mehr als 100 Meter höher als der Engstlensee. Ein Fahrsträsschen führt zur „hinter“ dem See liegenden Siedlung mit einer malerischen Kapelle und einem einladenden Gasthaus.
Der bekannteste See dieser Hochfläche ist wohl der Melchsee mit dem Dörfchen Frutt. Ähnlich wie beim Trübsee finden wir hier eine bedeutende Tourismus-Destination mit Sommer- und Winterangeboten sowie einer ganzen Reihe von Transportanlagen. Der See liegt am Fuss eines eindrücklichen Schrattengebietes, dessen spezielle Geologie auf einem informativen Karstlehrpfad erlebt werden kann.
Der See bedeckt eine Fläche von 54ha, ist knappe 20 Meter tief und beherbergt Forellen und Saiblinge. Wir treffen deshalb fast zu jeder Zeit zahlreiche Angler dem Ufer entlang. Im Winter wird auf dem gefrorenen See sogar Eisfischen angeboten.