Von Einsiedeln nach Alpthal
Marschzeit 4h30min
Strecke 8.8 km auf 932 m ab 815 m
Karte/n 1:50'000 236T
Anforderung:
Von der Linie der Südostbahn, welche den Bodensee mit der Innerschweiz verbindet, zweigt bei Biberbrugg ein kurzer Streckenabschnitt ab, eine Stichstrecke. Diese führt dem Lauf der Alp entgegen dem Wasser nach Einsiedeln, das ungefähr zwischen dem Sihlsee und dem grossen Moor von Rothenturm liegt. Auf der Herfahrt fallen mir rechts die beiden grossen Skisprungschanzen am Waldrand auf. Das Kloster versteckt sich diskret hinter dem Ortskern, und genau dorthin wird mich die Wanderung führen.
Ich verlasse also die Bahn, durchquere das Dorf und stehe fast unvermittelt vor der imposanten Kulisse des Klosters mit den beiden wuchtigen Türmen. Ich gönne mir die Zeit, einen Blick ins Innere der Kirche zu werfen und bin tief beeindruckt.
Ein schnurgerader Weg führt einem kleinen Bach entlang zum Waldrand des Friherrenberges. Ein eigenartiger Winkel des Pfades erlaubt auch noch einen Blick „hinter“ das Kloster, bevor er sich anschickt, den Hügel zu erklimmen. Erst von oben - wenn auch nur zwischen den Bäumen hindurch - lässt sich das Ausmass der ganzen Klosteranlage überschauen.
Dem oberen Waldrand entlang gelange ich zur Häusergruppe Chälen und steige weiter zum Chüeboden. Hier wechselt die Weg-Kategorie, was jedoch kaum Konsequenzen hat. Der Gupf Chli Amslen eröffnet eine Übersicht auf die Gegend: rechts im Tal der Alp liegt Trachslau und der Grosse Runs mit dem Spital (höchster Gipfel).
Über den Amselspitz erreiche ich auf dem Gratweg den Chopf, der mir nach dem langen Aufstieg eine Pause abverlangt. Da ich bis hierher keine Wirtschaft angetroffen habe, packe ich auf dem höchsten Punkt meine Stulle und die Trinkflasche aus, damit der Rucksack auf dem Abstieg etwas leichter ist.
Den Gschwändstock lasse ich links liegen, denn ich habe bereits Alpthal erspäht, und dahin zieht mich jetzt eine innere Kraft. Ich folge dem Rücken zwischen zwei Bachläufen über den Riedboden hinab in den Talgrund.
Das wohl bekannteste und imposanteste Kloster in der Schweiz, das noch heute aktiv betrieben wird, ist dasjenige von Einsiedeln. Wir kennen es von unzähligen Postkarten an seinen zwei Türmen und den beiden gebogenen Arkaden auf dem Vorplatz.
Die Benediktinerabtei liegt kaum zufällig als bedeutende Station auf dem Jakobsweg und ist selber das Ziel ungezählter Pilger, aber auch Touristen. Ein besonderer Anziehungspunkt ist die Schwarze Madonna in der Gnadenkapelle. Das Antlitz der aus dem 15. Jahrhundert stammenden Statue wurde durch den Russ der unendlich vielen brennenden Kerzen und der Öllampen im engen Raum geschwärzt.
Das Kloster Fahr an der Limmat wurde im Jahre 1130 gebaut und bildet eine Art Filiale von Einsiedeln. Der Einsiedler Abt ist gleichzeitig Abt von Fahr. Sie bilden zusammen ein Doppelkloster im Benediktinerorden, von denen in der ganzen Welt kein zweites mehr existiert.
Der Benediktiner von der Insel Reichenau zog sich im Jahre 835 als Einsiedler zurück und fand hier einen geeigneten Ort. Im Laufe der Zeit schlossen sich ihm anderen, unter ihnen auch Benno, und bald lebte eine stattliche Zahl in dieser Einsiedelei. Eberhard, ein vornehmer Priester aus Strassburg, bildete daraus ein Benediktinerkloster, das von Otto I., dem deutsch-römischen Kaiser bestätigt und mit der Schenkung der Insel Ufenau bedacht wurde.
Die Grundform der heutigen, barocken Kirche steht ungefähr auf den Grundmauern der dreischiffigen Basilika aus den Jahren um 1030, die nach dem grossen Klosterbrand von 1029 aufgerichtet wurde. Etwas 200 Jahre später entstand die zweite Basilika (Unteres Münster) über dem ummauerten Hof.
Durch die Niederlage des Herzogs von Österreich Leopold I., damals Schirmherr von Einsiedeln, bei Morgarten verlor das Kloster einen beträchtlichen Teil seiner Besitztümer und 1526 musste auch noch der letzte Abt den Ort verlassen. Somit war das Kloster ausgestorben. Der neue Abt, Ludwig II. von Wartensee nahm nach seiner Anerkennung von Rom erstmals bürgerliche Laien auf, um dem Kloster wieder Leben zu verleihen.