Von Trüebsee (Engelberg) zum Balmeregghorn (Melchsee-Frutt)
Marschzeit 3h30min
Strecke 9.5 km auf 388 m ab 452 m
Karte/n 1:50'000 245T / 255T
Anforderung:
Von Engelberg gibt es eine ganze Reihe von Seilbahnen, auf Schienen oder in der Luft, um bequem und schnell in die hehre Bergwelt zu gelangen. Als erstes fahre ich hinauf zur Gerschnialp. Dort steige ich um und erreiche die Station Trüebsee. Diese ist ein eigentlich Hub, wie man in der Aviatik-Sprache sagen würde, denn von hier geht’s nach fünf weiteren Destinationen. Ich wähle die kurze Strecke, schräg über den See, um in einer letzten Sektion den Jochpass zu erreichen.
Nach soviel Bergbahn-Fahren mache ich mich sogleich auf die Socken, beziehungsweise die Schuhsohlen auf dem guten Weg hinab zum Engstlensee. Mein Weg tangiert das malerische Seelein nur kurz und wendet sich dann zur Siedlung Engstlenalp. Wollte ich in allen Gasthäusern einkehren, müsste ich wohl hier oben übernachten. Drum wähle ich das Restaurant nach der Uhr. Jetzt ist es noch zu früh!
Den Aufstieg zur Spycherflue nehme ich lieber nicht mit vollem Magen in Angriff, winkt doch gleich dahinter eine weitere Gaststätte auf der Tannalp. Auf dem Strässchen ziehe ich nach der Mahlzeit weiter bis zum See, wo ich mir eine kleine Verdauungspause gönne. Lauschige Plätzchen gibt es genug, aber es sind wahrscheinlich auch schon viele besetzt!
Dann zweige ich kurz hintereinander nach links ab. So gelange ich auf den weiss-rot markierten Bergwanderweg. Er führt mich in fast gerader Linie hinauf zum Gumm. Ab und zu halte ich inne, um den Blick über das Tal schweifen zu lassen, über die Seen zum Bonistock und zur Hohmad. Gegenüber protzt der Tellistock und weiter hinter der Mähren (oder die Mähren?). Auch der stolze Titlis ist zu sehen, welcher der ganzen Gruppe seinen Namen verliehen hat.
Bei der felsigen Ärzegg treffe ich auf die Kantonsgrenze auf dem Grat, und nun öffnet sich auch der Blick hinunter ins Gental. Ich verlasse aber die Krete und folge einem Pfad fast ebenaus zur Erzegg, denn hier endet die Sesselbahn, mit der ich bequem hinunter an den Melchsee fahren kann.
Der kleine Ort Frutt liegt auf fast 1200 müM. nahe beim Melchsee. Diese Alp ist fast vollständig umgeben von Gebirgszügen: Glogghuis und Hochstollen im Osten, Hohmad im Norden und Balmeregghorn im Süden. Zugänglich ist die langgezogene Mulde zu Fuss über die Tannalp von Engelberg im Westen und mit dem Auto oder der Seilbahn vom Melchtal im Nordosten. Diese Strasse ist nur im Wechselverkehr zu benützen!
Melchsee-Frutt liegt auf einem ausgedehnten Karstgebiet, wie man sie auch auf den Silberen am Pragelpass findet. Das relativ weiche Kalkgestein wird durch Regenwasser und Schneeschmelze sowohl chemisch als auch mechanisch erodiert. Durch die entstandenen Löcher und Spalten versickert das Oberflächenwasser äusserst schnell und schafft im Untergrund zum Teil weitreichende Höhlen. Auf dem 15 km2 grossen Karrenfeld sind die grössten die Bettenhöhle mit etwa 28 km Länge und die Schrattenhöhle mit 19km. Für Interessierte ist ein Karst-Lehrpfad ausgeschildert.
Der Name Melchsee-Frutt gilt für das gesamte Tourismusgebiet vom Blausee bis hinauf zum Tannensee. Das Angebot umfasst alle Schnee-Sportarten im Winter und im Sommer ist die Region vor allem in Anglerkreisen sehr gut bekannt. Daneben gibt es aber auch Platz für Biker, Wanderer, Paraglider und Kletterer.
Um die vielen Nutzer aller Angebote im Gebiet zu veteilen und an die speziellen Einrichtungen zu führen, steht eine ganze Reihe von Gondelbaahnen und im Winter Schlepplifte zur Verfügugng. Der Besitzer des Hotels Reinhard auf der Frutt, liess im Jahr 1935 eine Gondelbahn mit zwei Viererkabinen bauen, um die Gäste von der Stöckalp zuhinterst im Melchtal heraufzubringen. Nicht nur sein Hotelbetrieb sondern auch auch die Alpwirtschaft profitierten von dieser Erleichterung. Die Zahl der Touristen stieg rasch an, sodass die zu kleinen Gondeln durch achtplätzige ersetzt wurden. Die bessere Erschliessung zwang die Korporation, die Kapazität immer weiter zu erhöhen. Heute fahren 30 runde 15er-Kabinen in 10 Minuten zur Bergstation. Zudem werden die Parkplätze im neuen Parkhaus nicht mehr gratis zur Verfügung gestellt.
Das 1888 erbaute Hotel Reinhard musste ab 1904 seinen Strom selber gewinnen, indem im Stäubiloch eine Turbine installiert wurde.