Von Bärenboden (Ennenda) nach Glarus
Marschzeit 2h
Strecke 4.5 km auf 8 m ab 981 m
Karte/n 1:50'000 236T / 237T
Anforderung:
Keine Angst! Bären gibt es im Glarnerland keine mehr, ebensowenig wie Hexen. Die letzte wurde nicht weit von hier im 18. Jahrhundert verbrannt.
Ich mache mich also völlig unbewaffnet auf den Weg, nachdem ich von zuhinterst in Ennenda mit der modernen Seilbahn ganz bequem auf den Bärenboden gefahren bin. Ich musste mich allerdings telefonisch anmelden - Corona sei Dank. Parallel zu den beiden Starkstromleitungen zieht sich der Weg über die Lichtung Schwamm.
Nach etwa 500 Metern empfängt mich der Wald, durch den eine ausgetrocknete Rinne talwärts führt. Der Weg muss einigen Felsen ausweichen und trifft nach einem Schlenker auf ein einsames Hüttchen und weitere Wege, die ich allerdings ignoriere.
Auch der Chaltbach existiert offenbar nur zu ganz besonderen Zeiten. Der Wald scheint noch recht gesund zu sein und imstande, ab und zu herunter kullernde Felsbrocken aufzuhalten. Ab und zu stehen jedoch auch hier abgestorbene Stämme, an denen gerade jetzt ein fleissiger Specht nach nahrhaften Maden hämmert.
Nach einer Dreiviertelstunde passiere ich den Ätzgenrus, eine schmale Rinne, durch die vielleicht schon Lawinen herunter gezogen sind. Sie hat ihren Anfang in den Stoggplanggen am Schilt, der sich allerdings meinem Blick entzieht.
Im Chräätzlerwald wird der Pfad stotziger, und er beschreibt etliche Kehren, damit er nicht noch steiler wird. Etwa 400 Höhenmeter muss ich „vernichten“, bevor ich auf das Strässchen ob Sturmigen treffe. Aber der Wanderweg zielt nach Mettlen, das zu Ennetbühls gehört. Zu meiner Verwunderung gibt’s da sogar einen kleinen Weinberg. Ob ich den edlen Tropfen in einem Wirtshaus in Glarus probieren kann?
Unmittelbar nach der Brücke über die Linth schwenke ich nach links, um zum Bahnhof zu gelangen, aber vor der Abfahrt suche ich noch ein Restaurant, um mir ein Glas Bühlserwein zu kredenzen. Pech gehabt - niemand will etwas von dem Wein schon gehört haben!
Das Gebiet des heutigen Kantons Glarus bestand ursprünglich aus 25 Ortsgemeinden und fast ebenso vielen Schul-, Fürsorge- und Bürgergemeinden, welche lediglich ihnen zugedachte Spezialaufgaben zu erledigen hatte. Das System funktionierte häufig nur müh- und langsam und verschlang eine Menge Verwaltungsenergie.
Begründet auf dem Beschluss der Landsgemeinde vom Mai 2006 wurden diese Körperschaften auf 3 Einheitsgemeinden reduziert. Daneben existieren lediglich noch die auch öffentlichrechtlich anerkannten reformierten und katholischen Kirchgemeinden.
Damit konnten verschiedene Probleme der kleinen und wenig finanzkräftigen Ortsgemeinden aufgefangen werden. Die Umwälzungen der überalterten Wirtschaft und der damit verbundenen Abwanderungen der Bevölkerung, leerstehende Gewerbe- und Fabrikhallen sowie den daraus resultierenden finanziellen Probleme waren von den kleinen politischen Einheiten nicht mehr zu bewältigen.
Land- und Regierungsrat, also die glarnerische Legislative und Exekutive, hatten ein Modell ausgearbeitet, das eine Beschränkung auf 10 Einheitsgemeinden vorsah. Kurt Reifler aus Schwanden, ein kantonaler Beamter, präsentierte einen Gegenvorschlag mit lediglich 3 Einheiten, welcher gegen alle Erwartungen an der Landsgemeinde 2006 von einer knappen Mehrheit gutgeheissen wurde.
Da dieser Vorschlag nicht in den Abstimmungsunterlagen erwähnt worden war, wurde gegen diesen Entscheid eine Verwaltungsklage eingereicht. Der abschlägige Entscheid wurde sogar an das Bundesgericht weiter gezogen, erlitt jedoch auch in Lausanne eine Abfuhr. Eine darauf eingereichte Initiative für die Aufhebung des gefassten Entscheids wurde anlässlich der bisher einzigen ausserordentlichen Landsgemeinde im Herbst 2007 ebenfalls abgelehnt.
In der Folge wurden die drei Einheitsgemeinden Glarus Süd zur flächenmässig grössten Schweizer Gemeinde, Glarus und Glarus Nord gebildet.