Von Melchtal nach St. Niklausen
Marschzeit 2h30min
Strecke 7.4 km auf 336 m ab 446 m
Karte/n 1:50'000 245T
Anforderung:
Das Melchtal zwischen dem gleichnamigen Ort und Flüeli bei St. Niklausen geniesst in den Geschichtsbüchern einen prominenten Platz. Verantwortlich dafür ist der Bruder Klaus, der bei der Ranft in seiner Einsiedelei gelebt hat.
Meine Wanderung startet in Melchtal, wohin ich mit dem Bus gelange. Von der Hauptstrasse steige ich ein paar Meter ab zur Grossen Melchaa. Auf der gegenüberliegenden Flussseite folge ich dem Wasserlauf und steige gemütlich wieder aufwärts am Hang des Lehbergs nach Hinterteufibach.
Langsam entferne ich mich immer weiter vom Bach und tauche nach einem weiten Bogen ein in das Tobel das der Teufibach in die Landschaft gegraben hat. Hier habe ich den höchsten Punkt der Tour erreicht, und dar Pfad senkt sich wieder ganz langsam Richtung Zangg mit dem Selibachgraben. Zu meiner Linken erheben sich die felsigen Schwandossen und breitet sich die Alp Müllerenschwand aus. So nennt sich eine ausgedehnte Waldlichtung hoch über dem schroffen Tobel, das sich die Melchaa gegraben hat.
Nach etlichen Bachläufen gesellt sich ein weiss-rot-weiss markierter Weg zu mir, aber er steigt fast unvermittelt wieder bergwärts zum Hof im Barfeld. Etwas später trete ich aus dem Wald hinaus und sehe viele verstreute Gebäude rund um Flüeli. Ich halte mich an den gelben Weg und wähle bei der Verzweigung den Ast geradeaus. Er senkt sich behutsam zum Strässchen, das etwas tiefer unten schon seit geraumer Zeit die gleiche Richtung beschrieben hat. Bei Oberhus schwenke ich beim zweiten Reservoir nach rechts ab und nähere mich dem Dorf.
Hier wimmelt es von Wanderwegen, die mich eher verwirren, als dass sie mir helfen würden, die richtige Richtung zu finden. Ich folge dem Weg nach Ranft, er weist hinunter gegen den Fluss und trifft auf die beiden Kapellen. Der Ort ist wie geschaffen, um gedanklich in sich zu gehen.
Auf der anderen Talseite geht’s wieder aufwärts - topographisch - und schon bald höre ich den Verkehrslärm der Taltrasse. Schliesslich erreiche ich St. Niklausen mit dem Anschluss an den öV.
Im Jahre 1417 kam Niklaus als jüngster Sohn der Familie von Heinrich von Flüe und Hemma Ruoberta, einer angesehenen Bauernfamilie im Flüeli, zur Welt. In der Zeit von 1440 bis 1444 diente er als Offizier im Alten Zürichkrieg und heiratete anschliessend Dorothea Wyss, mit der er zehn Kinder hatte. Neben seinem stattlichen Landwirtschaftsbetrieb amtete er auch als Ratsherr des Kantons und Richter seiner Gemeinde.
Das jüngste Kind war noch kein Jahr alt, der älteste Sohn jedoch bereits 20, als Niklaus im Herbst 1467 mit dem ausdrücklichen Einverständnis seiner Gattin die Familie verliess, um Einsiedler zu werden und sein Leben fortan Gott zu widmen. Als erstes pilgerte er Richtung Hochrhein, kehrte aber in der Nähe von Liestal um und fand schliesslich in der Ranftschlucht, kaum einen Steinwurf von seinem Hause, nieder.
Sein Alltag in der Klause bestand aus intensiven Gebeten. Dabei versetzte er sich in das Leben und Leiden Christi und erlebte häufig heftige Visionen. Seine ersten soll er sogar bereits vor seiner Geburt im Mutterleib erfahren haben.
Der Sage nach soll er sich in den letzten zwanzig Jahren seines Einsiedlerlebens nur noch von Wasser und der heiligen Kommunion ernährt haben. Eine Untersuchung des zuständigen Bischofs habe diese Theorie untermauert. Deshalb erscheint Bruder Klaus in der Kunst als hagerer, ausgezehrter Mann mit struppigem Bart und der Gebetschnur (Bätti) mit 50 Perlen in der Hand. Der Rosenkranz war damals noch nicht üblich. Anderer Quellen zufolge wurde dies verneint, zumindest jedoch nicht bestätigt. Üppig dürfte er sicher nicht gelebt haben, was die unzähligen Abbildungen zeigen.
Einige seiner Kinder und späteren Nachfolger bekleideten in der Öffentlichkeit hohe Ämter und erwarben sich in der Politik grossen Einfluss auf die Geschicke des Tales und des Kantons. Besondere Bekanntheit errang sein Enkel Konrad Scheuber, welcher es als kluger Kopf bis zum Landammann brachte und in die Geschichte der Schweiz Einzug hielt.
Am 21. März 1487 starb Niklaus in seiner Zelle. Bereits vorher hatte der Weihbischof Weldner aus Konstanz bestimmt, dass der Leichnam in seiner Pfarrkirche begraben werden sollte, aber die Bewohner im Melchtal wollten ihn behalten und setzten ihn in der Kirche Sachseln bei.