Von Sunne am Klausenpass zum Vorder Chlus
Marschzeit 3h30min
Strecke 10.8 km auf 827 m ab 482 m
Karte/n 1:50'000 246T
Anforderung:
Ich lasse mich vom Postauto bequem von Linthal auf der anfangs noch antik gepflästerten Klausenstrasse hinauf führen. Beim Weiler Sunne verlasse ich den gelben Bus und überquere gleich den Fätschbach. Vielleicht ist auf Ihrer alten Karte noch die Seilbahn zum Fisetengrat eingezeichnet, leider aber existiert diese schon laange nicht mehr, also nehme ich den Weg unter die Füsse und steige los.
Ich empfehle den markierten Weg, welcher etwas ausholt zu den Häusern von Wängi und später Orthalten. Das ist angenehmer als die äusserst steile und nicht mehr markierte Diretissima mit ihrem engen Zickzack zu wählen. Die 700 Höhenmeter fahren auch so noch genügend in die Waden!
Auf dem Fisetenpass mache ich erst mal eine Pause - ich habe sie verdient. Das fällt auch umso leichter, als die Sicht von hier oben nach allen Seiten fantastisch ist. Nach einer Seite hin sehe ich die gesamte Kette des Ortstocks, von Südwesten winken der Clariden und der Gämsfairenstock. Den Rest will ich nicht verraten, sonst ist die ganze Überraschung dahin. Das Matterhorn sehen Sie jedenfalls nicht.
Für den Weiterweg stehen mir eine ganze Reihe von Bergwanderwegen zur Verfügung. Meine Tour setzt sich auf dem kaum mehr steigenden Hangweg nach Südwesten fort. Er ist kaum zu verfehlen, schliesslich verläuft er sozusagen parallel zur viel befahrenen Passstrasse. Nur beim Hasentrittli wird die Trittsicherheit etwas gefordert, vielleicht bietet der Fels etwas besseren Halt als die Stöcke. Aber die Stelle misst nur wenige Meter, und ich erkenne schon die Alphütten von Gemsfairen neben dem ausladenden Moor..
Von nun an geht‘s bergab auf dem Fahrsträsschen, das ich lediglich für eine kleine Abkürzung beim Chlaustrittli verlasse, zur Passstrasse, auf die wir bei der Spitzkehre Wild Boden, etwas oberhalb der Vorder Chlus, treffe. Ich meine, dass sich bei dieser Kehre eine Haltestelle des Postautos befindet, sodass ich während der Wartezeit noch die letzten Tropfen aus der Feldflasche geniessen kann. Ein Gasthaus gibt es hier leider nicht, aber der gelbe Bus lässt nicht lange auf sich warten und lädt mich tatsächlich auf.
Die meisten kennen den Klausenpass von der Sage im Lesebuch der Primarschule um den Urnerboden, als die Glarner gegen die Urner ein Wettrennen veranstaltet haben sollen. Dieses sollte die Frage nach der Zugehörigkeit des Fätschbachtales ein für alle Mal klären. Dabei hat offenbar der Hahn im Kanton Glarus verschlafen und den Läufer zu spät geweckt. Deshalb gehört der breite Urnerboden jetzt dem Nachbar-Kanton.
Die neueren Wettrennen aus den 20er und 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts galten hingegen dem Bergpreis der Schweiz, der mit den damals besten und schnellsten Autos ausgetragen wurde. Die Strecke von Linthal über die engen Kehren mit der gefürchteten Bsetzistein-Pflästerung und losem Schotterbelag galt als äusserst schwierig, mussten doch, auf den 21 Kilometern 136 Kurven (davon 57 Haarnadeln) und über 1200 Höhenmeter bewältigt werden. Schon damals jagten die Fahrzeuge mit über 200 km/h durch den Urnerboden, dem Ziel auf der Passhöhe entgegen. Und schon damals lockte die Veranstaltung Zehntauende von Zuschauern an die Rennstrecke.
Als Erinnerung an diese historischen Rennen findet heute mehr oder weniger regelmässig ein Klausenrennen-Memorial statt. Erst 1998 gelang es dem Briten Majzub auf Bugatti den Streckenrekord aus dem Jahre 1934 des Merzedesfahrers Caracciola zu unterbieten. Und dies auf der ausgebauten Strasse!
In neuerer Zeit wird die Uhr bereits vor der Hochebene des Urnerbodens gestoppt, weil die Gefahr besteht, dass die Rennwagen auf der holperigen Strecke abheben und ins Schleudern geraten. Aus dem gleichen Grund sind heute nur noch Fahrzeuge, die älter als Jahrgang 1939 sind. Dazu kleiden sich die Fahrer und Beifahrer ebenfalls im Sinne dieser Zeit ein und fahren nicht um die Zeit sondern zum Plausch, teilweise mit Lederkappen anstelle der robusteren Helme.
2006 fand auf der gleichen Strecke ein Wettbewerb für Inline-Skater statt. Vermutlich haben schon manche Sieger in der Kapelle auf der Passhöhe dem lieben Gott gedankt, dass sie heil und unversehrt angekommen sind.