Von Zugerberg nach Baar
Marschzeit 3h
Strecke 12.7 km auf 176 m ab 656 m
Karte/n 1:50'000 235T
Anforderung:
Auch auf dem Zugerberg wurden während des Ersten Weltkrieges Kriegsverletzte aus verschiedensten Nationen interniert und gesund gepflegt. Anschliessend diente dieses Lager als Strafanstalt, vorallem für Verurteilte der Militärgerichte.
Am südlichen Ortsrand von Zug steht die Talstation der Standseilbahn zum Zugerberg. Sie bringt mich in wenigen Minuten über mehr als 300 Höhenmeter, und ich kann die Wanderung ausgeruht und frisch beginnen. Der Weg zeigt zuerst nach Osten, wo ich an einem einladenden Gasthaus vorbeiziehe - vorbeiziehe? Dann schwenke ich nach links und erreiche den Waldrand unterhalb des kaum übersehbaren Funkturmes. In weitem Bogen führt mich der Weg zum nächsten „angeschriebenen Haus“. Da ich schon wieder durstig bin, ist dies die letzte Möglichkeit für die nächsten Stunden, ihn zu löschen!
Auf dem Fahrsträsschen steige ich hinab zum Bachlauf der Lorze und treffe auf den markierten Wanderweg nach Norden. Ab hier ist die Route nicht mehr zu verfehlen. Wer sich hier verirrt, ist selber schuld: Mit einer kleinen Ausnahme von wenigen Metern beim Elektrizitätswerk sollte der Bach links von uns und in gleicher Richtung fliessen.
Mal etwas näher am Wasser, mal etwas weiter weg, verläuft der gemütliche Uferweg zumeist im schattigen Wald. Nach einer knappen Stunde überspannt ein kühner Viadukt hoch über meinem Kopf das Tal, und wenig später treffe ich auf die alte Brücke und schlisslich auf das erwähnte EW.
Habe ich im oberen Lauf noch viele Schwellen angetroffen, die den Lauf des Wassers bremsen sollen, fliesst die Lorze unterhalb des Elektrizitätswerkes ruhiger, sie ist hier ja gestaut. Aber auch unterhalb des Sees wirkt sie nicht mehr so wild und ungestüm.
Plötzlich stehe ich vor einem Kiosk, der neben allerlei Tand auch die Eintrittsbillete für die Tropfsteinhöhle verkauft. Ihr Eingang befindet sich gegenüber und eröffnet mir die unbekannte Welt der Stalagmiten und Stalaktiten. Ich lasse mich von diesem Zauber in eine Welt lange vor unserer Existenz entführen, bevor ich den Weiterweg unter die Füsse nehmen. An den Häusern von Höll, mit dem dritten Gasthaus, vorbei folge ich weiter dem Wasserlauf bis nach Baar. Nicht weit vom ersten Kreisel befindet sich eine Haltestelle für den Bus, der mich gerne mitnimmt zum Bahnhof.
Auch wenn es im Berginneren düster ist und vielleicht moderig riecht, mit Hölle hat der Name dieses Höhlensystems gar nichts zu tun. Vielmehr stammt er vom mundartlich verbreiteten Ausdruck häl für glitschig und rutschig ab. Tatsächlich ist die Oberfläche der abgelagerten Tropfsteine äusserst glatt.
An dem Ort, in der engen Schlucht der Lorze, wurde schon seit längerer Zeit Tuffstein abgebaut. Dieses Baumaterial war sehr beliebt, weil es leicht zu bearbeiten und dank der löcherigen Struktur sehr leicht ist. Bei diesem Abbau entdeckten die Arbeiter in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine der grösseren Höhlen, den heute genannten Dom, und wenige Jahre später die Bärenhöhle und das Zauberschloss. Glücklicherweise erkannte der Besitzer des Steinbruches die Bedeutung dieser prächtigen Naturphänomene und machte sie für die Öffentlichkeit zugänglich. Dank gesicherter Wege und Treppen im Berginneren und dank einer fantastischen Licht-Show können wir die wundervoll geformten Stalagmiten (am Boden) und Stalaktiten (an der Höhlendecke) bewundern und bestaunen.
Das kalkhaltige Wasser tritt an einer undichten Stelle des über der Höhle liegenden Erdreichs oder Felsen aus und tropft stetig auf den Boden hinab. Durch die Verdunstung des Wassers scheidet sich der Kalk aus und bildet an der Decke dünne Röhrchen, die irgendwann, wenn das Wasser an dessen Aussenseite herunterfliesst, auch in die Dicke wachsen. Wo die Tropfen auf dem Boden auftreffen, bildet sich durch das Spritzwasser ein anfangs Vogelnest ähnliches Gegengebilde. Dieser Stalagmit ist immer dicker als der obere Stalaktit.
Wird der Stalaktit zu schwer, kann er sich nicht mehr an der Decke halten und bricht ab. Wachsen die beiden zusammen, entsteht eine Tropfsteinsäule, oder Stalagnit genannt. Sollte sich im Umgebungs-Gestein die Tropfstelle verschieben, können sich ganz Vorhänge bilden, die den exakten Verlauf der Verschiebung abbilden.