Von Rhodannenberg (GL) nach Richisau
Marschzeit 3h
Strecke 10.1 km auf 424 m ab 173 m
Karte/n 1:50'000 215T / 225T
Anforderung:
Das Glarnerland besteht zur Hauptsache aus einem Tal, zu dessen beiden Seiten steile Flanken zu den Gebirgsspitzen hinaufreichen. Wohl deswegen wurde dieser Region der Übername Zigerschlitz verpasst.
Ich fahre mit der Bahn nach Glarus, dem Kantonshauptort und wechsle dort auf das Postauto. Dieses führt mich auf der Ostrampe des Pragelpasses der Löntsch entlang hinauf bis zum Staudamm des Klöntalersees. Das Restaurant Rhodannenberg gleich bei der Haltestelle wirkt auf mich magnetisch, der letzte Kaffee ist schon lange her!
Dann mache ich mich auf den Weg, um über den Damm auf die südliche Seite des fast spiegelglatten Sees zu gelangen. Über dem Wald erheben sich die blanken Felswände des Glärnisch, den man mir bei uns zu Hause von jedem Hügel aus beschrieben hat.
Am Campingplatz Güntlenau vorbei ziehe ich entlang dem Ufer zum Chäsgadenboden. Vom Gaden sehe ich allerdings ebenso wenig wie von den Ochsen im Ochsenwinggel. Tut nichts zur Sache, ich geniesse die Ruhe und den Blick über den See, der aber schon mehr Wasser gehabt haben muss, denn unterhalb des Weges zieht sich ein hässlicher brauner Streifen rundherum.
Nach dem Gessner-Denkmal reichen die Felsbänder bis fast ans Wasser, und weiter oben rauscht ein eindrücklicher Wasserfall. Der Dungellauibach weiter hinten hat ein stattliches Delta angeschwemmt, weshalb hier reichlich Platz wäre, um sich hinzusetzen. Aber der Boden ist vom letzten Regen noch zu nass!
Nach dem Engnis Weisse Brünnen ist das obere Seeende nicht mehr weit. Auf dem flachen Vorland gibt’s noch einen Camping, jenseits der Klön. An der Strasse steht auch ein Restaurant, aber ich habe vor, erst in Richisau einzukehren, das noch beinahe eine Stunde entfernt ist.
Der Weg steigt unaufhaltsam bergan und muss auch die Strasse benutzen, aber der Verkehr hält sich in Grenzen. Bald taucht das Gasthaus mit den drei Giebeln und der bunten Balustrade auf, und ich bin am Ziel.
Der Schweizer Maler, Grafiker und Dichter kam am 1. April 1730 in Zürich zur Welt. Sein Vater Hans Konrad war Buchdrucker, -händler und Verleger, sass aber daneben aber noch im Hohen Rat von Zürich. Salomon wuchs im Niederdorf auf, wo die Familie das Haus Zum Schwanen besass.
Mit 19 Jahren begann er eine Lehre als Buchhändler in Berlin, brach diese jedoch nach einem Jahr ab und versuchte sich in der Malerei. Seine bevorzugten Sujets waren Landschaften, die er auch als Radierungen darstellte. Bevor er wieder nach Zürich zurück kehrte, hielt er sich kurze Zeit in Hamburg auf, wo er bei den angesehenen Künstlern Ramler und Hagedorn wertvolle Erfahrungen sammeln konnte.
Gessner hielt nicht viel von der Idee, das Geschäft des Vaters zu unterstützen und darin mitzuwirken. Vielmehr zog er die bildnerischen Künste vor, das Zeichnen und Malen, aber auch das Dichten und ausserdem liebte er es, einfach das Leben mit seinen Freunden zu geniessen. Als Mitglied der Dienstags-Compagnie traf er diese wöchentlich zu geselligem Treiben und zum Gedankenaustausch. Dabei erfasste die jungen Männer aus der gehobenen Bürgerschicht die Schwärmerei für die Natur.
Durch seine Werke erlangte Gessner eine nicht bloss auf die Region beschränkte Bekanntheit. 1761 zählte er zu den Gründern der Helvetischen Gesellschaft und heiratete die Verlegertochter Judith Heidegger, eine Nichte des Bürgermeisters. Fast gleichzeitig wurde er Teilhaber des Verlags Orell & Co und wenige Jahre darauf künstlerischer Leiter der Porzellan- und Fayence-Manufaktur im Schooren in Kilchberg.
Im Abstand nur eines Jahres kamen seine Tochter Dorothea und sein Sohn Conrad zur Welt und drei Jahre darauf der jüngere Sohn Heinrich. Inzwischen war Salomon Obervogt von Erlenbach und Mitglied der einflussreichen Zunft zur Meisen sowie des Grossen Rates der Stadt Zürich.
Von 1781 bis zu seinem Tod war Gessner Sihlherr, also erster Verwalter des Sihlwaldes und damit verantwortlich für die Belieferung der Stadt mit dem erforderlichen Brennholz. Deshalb verlegte er seinen Wohnsitz über die Sommerzeit in das noch heute erhaltene Forsthaus.