Von Göschenen nach Andermatt
Marschzeit 2h
Strecke 6.6 km auf 433 m ab 91 m
Karte/n 1:50'000 T255
Anforderung:
Der anspruchsvollste Teil des Handelswegs nach und von Italien über den Gotthard bildete seit jeher die Schöllenen. Diese wurde 1220 auf einem an Ketten hängenden Holzsteg, einer Konstruktion des Schmieds von Göschenen, erstmals bewältigt.
Für die heutige Bezwingung dieses schauerlichen Felsriegels genügen Wanderschuhe. Schwindelfrei muss man nicht mehr sein, auch wenn der Weg weiss-rot-weiss markiert ist, und so als Bergweg gilt.
Ich starte beim Bahnhof Göschenen, kurz bevor die alte Eisenbahnbergstrecke im dunklen Loch verschwindet. Ich folge den Wegweisern an der Flanke des Stockwaldes, wechsle aber nach etwa 20 Minuten für kurze Zeit die Talseite und steige hinauf zur Trasse der Schöllenenbahn.
Über deren Galerie ziehe ich weiter bergwärts und folge dann der alten Gotthardstrasse, parallel zur neuen, welche sich ihrerseits in die Tanzenbeingalerie vor Steinschlägen flüchtet. Die Bahn durchfährt auf den knapp 4 Kilometern auch fünf Tunnels und ebensoviele Galerien.
Die weiten Schleifen durch den Brüggwald, der aber nur aus etlichen locker stehenden Bäumen besteht, kürze ich ab, treffe jedoch weiter oben wieder auf die alte Trasse. Um eine Felsnase herum gelange ich zu den beiden neueren Teufelsbrücken. Die erste steht nicht mehr. Über mir tritt die Strasse aus dem Urnerloch und überspannt den Fluss in einem eleganten Bogen, während ich die ältere aus dem Jahre 1820 benütze.
In einer spitzen Kehre erklimme ich darauf wieder die Höhe der neuen Strasse und wechsle dann auf den Fussweg über der Nasse-Kehle-Galerie, der mich in beinahe gerader Linie zum Waffenplatz hinter der Altchilch führt.
Begleitet von Schöllenenbahn und Strasse marschiere ich zwischen den beiden gewaltigen Parkplätzen südwärts und verfehle nicht den kaum zu übersehenden Täfelimast der Urner Wanderwege vor dem Bahnhof. Ich zähle die vielen Wegweiser nicht, denn ich möchte vor meiner Rückreise noch einen feinen Zvieri geniessen.
Das Engnis nach dem Zusammenfluss der Oberalp- und Unteralp- mit der Furkareuss bei Andermatt war schon immer ein Hindernis auf dem Weg zum Gotthardpass.
Schon im 13. Jrhd. schlugen die Urner einen Saumweg in die Felswand der Schöllenenschlucht und bauten Brücken über den wild schäumenden Fluss. Aber immer wieder stürzten die schwer beladenen Maultiere samt ihren Führern in die Tiefe.
Sie wünschten sich deshalb einen sicheren Pfad mit einer stabilen Brücke, um auch mit Wagen über den Pass fahren zu können. Deshalb rief ein Landammann anlässlich einer Gemeindeversammlung: „Es ist zwar gefährlich, sich mit dem Bösen einzulassen, aber man sollte mit dem Teufel einen Vertrag machen, auf dass er uns eine Brücke erstelle.“ Dieser willigte umgehend ein, aber der Erste, der sie überquere, sollte ihm gehören.
Am folgenden Tag stand bereits eine feste Steinbrücke, aber niemand wollte in die ausgestreckten Arme des Teufels laufen, welcher auf der anderen Seite mit grasgrünen Augen und stechendem Blick auf seinen Lohn wartete. Die Leute wussten nicht, wen sie opfern sollten. Da band ein schlauer Bauer seinen Ziegenbock los, und dieser stürmte sofort über die Brücke auf den Teufel zu.
Der wurde ob der List des Bauern so wütend, dass er talwärts rannte, wo auf den Bergweiden bei Göschenen riesige Felsblöcke herumlagen. Er packte den grössten und kämpfte sich wieder bergwärts, um die Brücke zu zerstören. Da kam ihm ein altes Weiblein entgegen, und der Teufel setzte sich für eine kurze Verschnaufpause nieder.
Als das Mütterchen seinen Bockfuss erblickte, machte es schnell das Kreuzzeichen über sich und auch über den Stein, der auf einmal fest im Boden stecken blieb und nicht mehr zu bewegen war.
Da fuhr der Teufel beschämt zurück zur Hölle, weil er mit den Urnern nicht zurande kam, aber die Brücke heisst seither Teufelsbrücke.