Von Amsteg nach Erstfeld
Marschzeit 2h30min
Strecke 8.1 km auf 468 m ab 612 m
Karte/n 1:50'000 246T / 256T
Anforderung:
Das Reusstal hat als Zurbinger zum Gotthard schon seit Jahrhunderten regen Verkehr erduldet. Erst waren es die Säumer, welche den Handel mit Italien abwickelten, dann kam die Postkutsche, später die Eisen- und dann die Autobahn. Anfangs bedeutete dies für die Bewohner Verdienst und Auskommen, heute sind sie abgehängt.
Meine Wanderung startet in Amsteg, das ich mit dem Bus erreiche, und führt mich vom Schulhaus an der östlichen Talflanke empor zur Burgruine Zwing-Uri. Sie thront stolz auf einer Felsnase. Der Weg senkt sich wieder hinab zur Kantonsstrasse und durchquert das Dörfli mit dem nicht minder berühmten Meierturm.
Dem Waldrand entlang vermeide ich längere Asphaltstrecken über den Schipfenbach zum Vogelholz. Am Berghang zu meiner Rechten drohen steile Felsen, aber ich denke, der darunter liegende Wald würde mich schützen, wenn ein paar Brocken ins Rutschen gerieten.
Bei der Kirche schwenke ich nach rechts, aber wenige Meter später wieder nach links, um über die Hofstatt zum Selderbach zu gelangen. Er hat sich eine tiefer Furche in die Felsen gegraben und rauscht über einen stattlichen Wasserfall in die Tiefe.
Der Häusergruppe Efibach weiche ich ebenfalls aus und treffe auf das gleichnamige Gewässer, einem weiteren wilden Bach, welcher von der Gipfeln der Windgällen-Gruppe herab stürmt. Die ehemals mit ewigem Schnee bedeckten Bergflanken sind heute allerdings kahl und nackt.
Über die Geleise der Gotthard-Bergstrecke und der Kantonsstrasse nähere ich mich nun der Reuss, einem der „Grossen Vier“ aus der Gotthardregion. Die Autobahn jenseits des Flusslaufes macht sich mit ihrem hohen Lärmpegel bemerkbar.
Schon bald teilen sich die beiden Bahngeleise auf und bedecken ein weites Feld, auf dem einmal die Güterzüge zusammen gestellt wurden für den Aufstieg zum alten Tunnel - alles Geschichte.
Etwa 300 Meter fehlen mir noch von der Reussbrücke unterhalb des grossen Flussbogens bis zum Bahnhof.
Wenige Meter nordöstlich von Amsteg thront auf dem Felsgupf „Flüeli“ die Ruine der einst stolzen Burg Zwing-Uri. Seit 1928 gehört sie dem Schweizerischen Burgenverein, der für ihren Er- und Unterhalt zuständig ist.
Der Hügel war, wie archäologische Untersuchungen in den Jahren 1978 und 1989, ergeben haben, schon in der Bronzezeit, also um 1500 vor Chr. besiedelt, aber der Wohnturm entstand erst anfangs des 13. Jrhds. Sein Grundriss dürfte etwa 10 x 10 Meter gemessen haben. Ungefähr hundert Jahre später erweiterte eine Ringmauer und ein Halsgraben die Anlage. Allerdings wurde sie bereits um 1350 verlassen und während langer Zeit nicht mehr benutzt.
In Friedrich Schillers „Wilhelm Tell“ finden wir folgenden Dialog:
„Fronvogt, wie wird die Veste denn sich nennen, die wir da bau’n?“
„Zwing Uris soll sie heissen, denn unter dieses Joch wird man euch beugen.“ Somit ist auch die Bezeichnung der Burg geklärt.
Eine ganze Reihe von habsburgischen Schlössern und Burgen wurden gemäss der Aufzeichnungen im Weissen Buch von Sarnen in der Zeit der innerschweizerischen Freiheitskämpfe erobert und geschleift. Die Zwing-Uri zählte ebenfalls dazu.
Zusammen mit einem damals bestehenden Wirtshaus wurde sie 1888 vom österreichischen Kulissen- und Landschaftsmaler Josef Hoffmann als Domizil erworben. Später ging sie an die Allg. Deutsche Künstlergenossenschaft über, welche das Anwesen als Ferienheim benützte. Im Hügel zwischen der Bahnlinie und der Burg befand sich während es Zweiten Weltkrieges der Bunker, in dem sich der Bundesrat im Notfall verschanzt hätte.
Der Turm der Edlen von Silenen, wie der einen halben Kilometer weiter nördlich stehende Meierturm auch genannt wird, wurde im 13. Jrhd. erbaut und von den Gutsverwaltern aus Zürich, unter ihnen auch dem Urner Landammann, ein Mitunterzeichner des Rütlischwurs, bewohnt. Er steht heute unter Denkmalschutz, der Turm!