Von Ämsigen (Alpnachstad) nach Alpnach
Marschzeit 2h
Strecke 6.4 km auf 45 m ab 955 m
Karte/n 1:50'000 245T
Anforderung:
Es ist durchaus möglich, auf dem wilden Pilatus mit den schroffen Felswänden einen ganz einfachen Spaziergang zu machen ohne Netz und Seil. Allerdings muss man dann halt auf halber Höhe etwa bei der Baumgrenze die Fahrt mit der steilsten Zahnradbahn der Welt beenden.
Diese Fahrt von Alpnachstad hinauf hat etwas Grausliches. Soooo steil! Und was, wenn das Zahnrad nicht greifen sollte. Hei, gäbe das eine Schussfahrt - zu lang, um nicht zu ahnen, dass dies nur schief gehen kann. Aber es ist ja schon seit über 120 Jahren gut gegangen - und es ging auch diesmal ohne Probleme, auch durch die Tunnels
Der rot-weiss markierte Wanderweg nimmt mich bei der Station Ämsigen auf und führt mich an der Ostflanke des Pilatus in engen Kehren recht stotzig talwärts. Beim Punkt 1002 entfernt sich dann die Bahntrasse, und ich schwenke nach rechts, um nach einer knappen halben Stunde den Hüenerbach zu überqueren.
Zwischen einigen schmalen Felsbändern wandere ich gemütlich talwärts und begegne dem Giessenbach. Er rauscht ebenfalls von den Alpen Chretzen oberhalb der Waldgrenze herunter.
Langsam nähere ich mich dem Waldrand, wo sich mir der Blick öffnet hinaus ins weite Tal bei Alpnach. Hier ergiesst sich die Kleine Schliere in den Vierwaldstättersee, und im breiten Talaboden macht sich der raumgreifende Flugplatz breit.
Nach der Schürmatt, einem der vielen Bauernhöfe am sanft geneigten Hang, vollzieht mein Weg einen spitzen Schwenker. Ich steige weiter abwärts und treffe auf den Meisibach, einem wilden Zufluss zur Schliere. Er hat sich ein wildes Tobel geschaffen, gibt sich hier aber recht brav.
Die Schliere ist hier brutal gezähmt und begradigt, auf dass sie ihr Geschiebe aus dem Tobel nicht in den gepflegten Gärten liegen lässt. In weitem Bogen strebt sie dem Vierwaldstättersee zu Ich aber wechsle auf die andere Seite und strebe dem Bahnhof zu. Bevor der Zug fährt, richte ich meinen Blick nochmals hinauf zu den bedrohlichen Felswänden, die mich oben überhaupt nicht beeindrucken konnten.
Der mächtige Kaiser Roms gab seinen Namen her für den mächtigen König der Zentralschweiz. Mit 2128 Metern übertrifft er die auf der gegenüberliegenden Seeseite liegende Rigi um über 320 Meter. Damit der Gast - die wenigsten kommen zu Fuss! - die traumhafte Aussicht geniessen können, gibt es auf dem Gipfel eine Panoramagalerie, welche eine gefahrlose Rundsicht um 360° erlaubt. Und der Blick reicht wirklich weit, sogar bis zum Matterhorn mit der unverkennbaren Spitze.
Von Kriens her fährt eine Gondelbahn in drei Etappen zum Pilatus Kulm, knapp unterhalb des Gipfels. Die oberste Sektion von der Fräkmüntegg hinauf fährt ab 1. April 2015 mit komplett neu konstruierten und gestalteten Kabinen. Diese verleihen dem Fahrgast durch die bis auf den Kabinenboden hinab gezogenen Fensterflächen das Gefühl in einem Cockpit zu fliegen.
Auch die Bergstation der Pilatusbahn, der steilsten Zahnradbahn der Welt mit einer maximalen Steigung von 48%, verfügt über eine Aussichtsterrasse und zwei Bergrestaurants runden das touristische Angebot ab. Damit die Wagen nicht von der Zahnstange springen (aufklettern genannt) können, werden sie von zwei horizontal liegenden Zahnrädern von beiden Seiten an der Stange gehalten. Dieses System wurde vom Ingenieur Locher speziell für diese Bahn entwickelt.
Die Fahrgeschwindigkeit beträgt bergwärts 9 bis 12 km/h, was eine Fahrzeit von Alpnachstad bis zum Gipfel von einer halben Stunde bedeutet. In Ämsigen , also ungefähr in der Mitte der Strecke, liegt eine Ausweichstelle, wo die entgegen fahrenden Züge kreuzen können. Es war naheliegend, hier gleich eine Station zu errichten. Diese kommt mir für die Wanderung hinab ins Tal wie gerufen!
Der Bau dieser Bahn ist zurückzuführen auf den Erfolg der Rigibahn. Erst als der Antrieb mit dem Locher-System sichergestellt war, wurde der nötige Kredit bewilligt. Am 4. Juni 1889 konnte die Bahn mit Dampfbetrieb eröffnet werden. Durch die positiven Erfahrungen beflügelt, sprossen schon bald die ersten Ideen für eine ähnliche Anlage auf die Jungfrau im Berner Oberland.